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Dienstgrade in der Schützengesellschaft
Alberner Militarismus oder gelebte Tradition?
Zugegeben, es ist nicht ganz einfach, Außenstehenden zu erklären, warum es in einem Schützenverein Dienstgrade gibt. Die einfachste Antwort wäre:
Das ist halt so! Aber um es besser zu verstehen, blicken wir auch hierzu etwas in die Geschichte der Schützenvereine. Diese finden ihren Ursprung zu
Anfang des 19. Jahrhunderts oder sogar schon früher. Der Gründungszweck war das Vorhalten einer „kommunalen Bürgerwehr“ zum Schutz der
Familien eines Ortes. Diese konnten ihren Auftrag natürlich nur in einer hierarchischen Organisationstruktur erfüllen, und schon sind wir bei den
Dienstgraden.
Heute ist der Bürgerschutz dem Schießsport, der Traditions- und Heimatpflege, der Netzwerkbildung und der Geselligkeit gewichen. Geblieben sind
allerdings die historischen Uniformen mit den Rangabzeichen und die militärisch anmutenden Organisationsstrukturen.
Dienstgrade sind heue nur noch sichtbarer Ausdruck der Länge von Vereinszugehörigkeit, Engagement und der Bereitschaft, sich in die
Schützengesellschaft durch Übernahme von Funktionen einzubringen. Die Beförderungen sind somit ein willkommenes Instrument, öffentlich zu
würdigen und zu motivieren.
In der Bünder Schützengesellschaft heißt der Einstiegsdienstgrad „Schütze“. Während der weiteren Karriere werden die Dienstgradgruppen „Gefreiter“
und „Unteroffizier“ durchlaufen. Jahre später, einhergehend mit der Erwartung, dass man zum Beispiel eine Debütantenrede hält und besonders hart
um die Königswürde ringt, kann der Ruf ins Offizierscorps erfolgen.
Aber: Beförderungen unterliegen keinem Automatismus. Darüber entscheidet alljährlich ein Beförderungsausschuss.
Die Uniform der Bünder Schützen
Das Bünder Schützengrün ist schwarz
Nicht nur außerhalb der eigenen Stadtgrenzen werden die Bünder Schützen auf ihre Uniformen angesprochen, welche sich von denen anderer
Schützenvereine der Region oftmals sehr unterscheiden. Deshalb hier ein kurzer Ausflug in die Geschichte dieser Uniform, bei der auch die
Vereinsfarben rot und weiß eine große Rolle spielen.
Der Anzug
Schon bei Gründung der Bünder Schützengesellschaft wurde ein einheitliches Auftreten der Schützenbrüder festgelegt. Abgesehen davon,
dass so ein straff organisierter Schützenverein natürlich eine Uniform brauchte, wurde damit ein tiefer liegender sozialer Aspekt verfolgt. Der
Schützenverein sollte nämlich allen Bürgern, unabhängig von ihrem sozialen Stand, gleichermaßen offenstehen. Und damit hierbei nicht schon
an der Kleidung eventuelle Unterschiede erkennbar wurden, sollten alle gleich aussehen. Also Uniform zur Verhinderung von Ausgrenzung.
Dieser Anspruch wurde in Bünde ganz pragmatisch durch die Erkenntnis umgesetzt, dass damals Jedermann über einen schwarzen Anzug
bzw. Gehrock verfügte. Also kürte man diesen kurzerhand zum Schützenanzug, und schon war die Bekleidungsfrage gelöst.
Offiziere erhielten zudem eine Schärpe in den Farben der Bünder Schützen, also rot und weiß, welche auf schwarzem Tuch besonders gut zur
Geltung kamen und sie durften außerdem einen Degen tragen. Letzterer wurde schon vor vielen Jahren abgeschafft. Heute dürfte er gem.
aktuellem Waffenrecht auch nicht mehr zugelassen sein.
Die Schützenmütze
Man beauftragte den örtlichen Mützenmacher Witte damit, eine einheitliche Kopfbedeckung zu entwerfen. Von diesem stammt also, passend
zum schwarzen Anzug, das Modell eines schwarzen Tschakos mit dem markanten weiß-rot-weißen Band und hochglänzendem schwarzen
Mützenschirm. Die Vorderseite der Mütze ziert eine Hoheitskokarde in den Farben schwarz /rot /weiß nach dem Vorbild damaliger
Uniformmützen und ein stilisiertes Eichenlaub als Symbol für die Tugenden des Schützenwesens, nämlich Treue, Ehre und Standhaftigkeit. Und
genau so wird diese Mütze noch heute ausschließlich nur für die Bünder Schützen hergestellt und stolz von ihnen getragen.
Die Uniform heute
Diese Grundform der Bünder Schützenuniform wurde im Laufe der Jahrzehnte in Details immer mal wieder modischem Empfinden oder
allgemeinen Gepflogenheiten des Schützenwesens angepasst. So tragen die Dienstgradgruppen Schütze und Unteroffizier den schwarzen
Anzug wie beschrieben, die Offiziere in Abwandlung bei besonderen Anlässen einen Stresemannanzug, Schärpe und weiße Handschuhe und
bei dem besonders festlichen Winterball den Gesellschaftsanzug.
Heute gilt die Bünder Schützenuniform als eines der traditionellen Markenzeichen unserer Gesellschaft.
Damen in Schützenuniform
Von Entsetzen bis Begeisterung
Die aktive Mitgliedschaft in der Bünder Schützengesellschaft von 1838 e. V. war in den ersten 160 Jahren ihrer Geschichte
ausschließlich den Herren der Schöpfung vorbehalten. Und das obwohl die Damenwelt in dem Vereinsleben von Anbeginn eine
große Rolle gespielt hat. Dabei denken wir zuerst an die lange Reihe bezaubernder Königinnen, welche alljährlich Seine
Majestät bei seinen schweren Aufgaben unterstützt haben und natürlich die vielen hübschen Hofdamen in ihren festlichen
Kleidern. Natürlich dürfen wir die Schützenschwestern nicht vergessen, welche schon immer in der Sportschützenabteilung
große Erfolge erzielen konnten.
Im Laufe der Jahre entstand allerdings der Wunsch vieler unserer Schützendamen, aktiver an der Gestaltung des
Schützenlebens teilzuhaben und Mitgliedschaft zu erwerben. Daraus entwickelte sich mit den Jahren die sogenannte
Damenriege, welche das ganze Jahr abseits des Kompanielebens eigene Programmpunkte anbietet. Das alles in zivil, und somit
konzentrierte sich ihr Auftrag bei Schützenumzügen auf das durchaus wichtige Bejubeln
der marschierenden Schützenbrüder. Aber diese Damenriege ist gar nicht das Thema
dieses Aufsatzes.
Denn in 2017 erklommen einige engagierte junge Damen der Sportschützenabteilung die
nächste Eskalationsstufe und klopften an die Türen der inzwischen über 180 Jahre alten
Männerwelt. Sie machten deutlich, dass das mit dem Jubeln am Straßenrand auf die Dauer
keine Lösung sei und begehrten ebenfalls den Eintritt in die Kompanien mit allen Rechten,
Pflichten und Schützenuniform.
Der gesamte Vorstand der Bünder Schützengesellschaft ist für seine Lebenserfahrung
bekannt. Deshalb erkannte er nach anfänglichem Entsetzen die Chancenlosigkeit jeden
Aufbegehrens und sorgte umgehend für die Umsetzung. Allerdings unter folgenden
Bedingungen: Keine extra Damenkompanie, keine Abweichungen in der Uniform und keine
Rücksicht auf Frisuren bei den Schützenmützen.
Das Ergebnis: Das Bataillon ist stolz auf seine weiblichen Schützen, Feldwebel und wohl
auch irgendwann Offiziere. Das anfängliche Entsetzen ist in Begeisterung umgeschlagen
und Damen in der Uniform der Bünder Schützengesellschaft sind völlig selbstverständlich.
Vereinsarbeit
Vereinsarbeit heißt Vereinsarbeit ……. zu Recht!
Die Bünder Schützengesellschaft ist ein Verein gemäß Bürgerlichem Gesetzbuch und zudem aufgrund seiner Ausrichtung in steuerlicher Hinsicht
privilegiert.
Einen solchen Traditionsverein zu führen macht Arbeit. Sehr viel Arbeit. Und diese wird auf viele Schultern verteilt.
So gibt es Funktionen und Gremien wie in Satzung und Vereinsrecht vorgeschrieben. Dazu zählen insbesondere der Geschäftsführende und der
Erweiterte Vorstand. Aber es gibt zusätzlich feste Arbeitsgruppen und Ausschüsse wie die sogenannte Majorsrunde, die Hauptmannsrunde, der
Ältesten- und Ehrenrat und der Festausschuss. Und es begegnen uns Sonderfunktionen wie Schießmeister, Verbindungsoffizier, Presseoffizier,
Sportleiter und Sozialwartin nebst Assistenten für Schatzmeister und Verwaltung.
Wie so oft, finden sich auch in der Bünder Schützengesellschaft häufig mehrere Schützenmitglieder in unterschiedlichen Funktionen wieder.
Vereinsarbeit heißt eben Vereinsarbeit.